POST-POST
.. aus unserem kollektiven Gedächtnis, der Stirnwand im Kreissaal mit den Post-its aus jeder Runde, wurde, kaum war ich wieder in Lecce, eine inhaltsflimmernde Studioecke - eccolo qua:
..dass der Saal jetzt wieder leer und unser Kreis nur mehr als Erinnerung gegenwärtig ist, fühlt sich seit Tage wie ein Hohlraum an. Ein Loch im Sein. Eine Leere, die aber auch ihre Leichtigkeit hat, eine Erleichterung ist. Geschafft, viele bunte Post-its!
Die Frage, die Peter Mennel in der Fazitrunde so einfach, wie klar zum Ausdruck brachte - "Was ist das allen Runde gemeinsame, das sich jetzt entwickeln kann und soll?" - begleitete mich auch all diese Tage. Oder, in anderen Worten auf das anstehende bezogen, wie kann ich das geerntete und gelernte jetzt am besten zusammenfassen und für nächste Schritte vorbereiten?
(ein PDF mit allen Post-it-Poster befindet sich HIER und am Ende dieses Eintrags)
..damit hatte ich sehr zu schaffen. Einfach, weil ich so hin und her gerissen war - zwischen dem IMMUNEN (meiner Tumorherausforderung und das Buch, das ich diesbezüglich schreiben will) und dem KOMMUNEN (dem Kreissaalprojekt und unserer kollektiven Schwangerschaft).
Denn seit ich bei meiner ersten Lesung im Raum für Kunst quadrArt in Dornbirn, Mitte Oktober, so überraschend gute Feedbacks bekam, auf Grund deren ich dann entschied, das Buch, aus dem ich einige Fragmente vorlas, auch wirklich zu schreiben, juckt es mich eigentlich ständig, daran weiter zu arbeiten.
Diese Texte rund um das Immune, oder rund um die Wiederherstellung meines Immunsystems (über_Leben), sind mir ein Bedürfnis mitzuteilen, wie es mir auch eines war, die Bilder im Kreissaal, als Teil des Ganzen zu zeigen: weil ich einsah, dass das Immune und das Kommune nicht zwei Dinge sind - das eigene und das gemeinsame. Da ist nur ein Sein, nur ein Leben am Werk, nicht zwei und nicht viele. Das scheint nur so.
..jedenfalls hatte ich vor drei Tagen einen allen Zweifel klärenden „Wachtraum“ (ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob ich schlief oder mit einem Auge schon im Denken war), und sehe jetzt, wie es weitergehen soll - klar, so muss das gehen: zuerst schreibe ich das Buch - meine Freund:innen, der Tumor und die Kunst - , dann arbeite ich am Kreissaal weiter. Eben weil es nicht zwei Belange sind, und es nur vernünftig ist, erst das dringend anstehende-persönliche zu klären, bevor es dann überhaupt erst an das notwendig anstehende-kollektive gehen kann.
..also bildlich ausgedrückt, muss ich jetzt zuerst den Kopf leeren, das heißt ein paar Begebenheiten erzählen, von denen ich mir einbilde, dass sie mithalfen mein Leben zu retten, bevor ich mir überhaupt zutrauen kann, und den notwendigen Zeitraum dafür habe, mir etwas so Anspruchsvolles wie unsere Kreissaalfragen, als einen gemeinsamen Nenner auf einen Projekt-Folgeschritt heruntegebrochen, vorzustellen.
..aber so macht das richtig Sinn: zuerst das Immun-, dann das Kommun-System. Zuerst konzentriere ich mich auf die Herausforderung, Worte dafür zu finden, weshalb eine sogenannte „schwere Erkrankung“, eigentlich ein großes Geschenk war, danach befinde ich mich im Freiraum, und habe die Freizeit und den Freikopf, mich wieder hauptberuflich dem Kreissaal zu widmen. Während ich mich um mein Wohlergehen kümmere, reift das Baby von selber.
..wie gesagt - wir sprechen hier nicht von zweierlei, sondern nur von den zwei Seiten ein und derselben Medaille, Das I AM und das WE ARE sind Eines, ich mach jetzt einfach dort weiter, wo es die Psycho-Logik vorschlägt.
Und deshalb sind diese Post-it-Poster zwischen diesen Absätzen, die ich die letzten Tage gestaltete, auch nicht fehl, sondern genau richtig am Platz.
..im Grunde sind es einfach unsere handgeschriebenen Post its (die ich in jeder Gesprächsrunde des Kreissaals anfertigte und dann auf die Wand übertrug), ergänzt mit kleinen Korrekturen oder Ergänzungen, übertragen ins grafisch-narrative und vektorielle. Ein Abend, ein Poster.
Das schien mir viel spannender, zwischen den Zeilen vielsagender, seinen Sinn offenlassender und stimmiger. Die Alternative, einen linearen Text davon abzuleiten, der uns nächste Schritte hätte vorskizzieren wollen, schien mir auch noch viel zu früh. Wir melden im dritten Monat schwanger, ja auch nicht unser Kind zum Karateunterricht an.
Somit werde ich mich mit diesem Newsletter bis auf weiteres auch schon wieder ausklinken - Allerdings - Moment, Moment - möchte ich dir davor noch mitteilen - und dich dazu auch herzlich einladen -, dass ich am 20. Januar 2022 im Landestheater am Kornmarkt in Bregenz zu einem Gespräch eingeladen bin. HIER findest du mehr Information dazu. Auf die eine oder andere Art wird dieses Gespräch auch eine Kreissaalfortsetzung (für mich) werden, ist der Grund des Gesprächs doch auch meiner Nähe zu Sigmar Polke, bzw. seinem Spiel mit der Rolle des Künstlers und der, der Kunst zu verdanken. Komm und misch dich ein!
..ich werde dann vom 15. bis zum 31.1. in Bregenz sein - vielleicht geht sich auch sonst ein Treffen aus, ich würde mich freuen (---> omi@calcaxy.com oder via meinem ital. Handy). Neben der Sache im Theater habe ich noch ein Projekt mit den Freundinnen vom SALON 13 am Laufen - denn ich schlug für das nächste Festival der Weiblichkeit ein maßgeschneidertes Zelt vor, und dann wollen wir - wenn möglich - Nägel mir Köpfen machen. Mehr dazu dann unter www.omiotu.com im neuen Frühjahr.
..alle diese Poster sind Vektordateien und als solche frei skalier- und druckbar. Gedacht und gemacht sind sie als Gestaltung von Erinnerung, auf dass dir über deren Begrifflichkeiten und Farbraumstimmungen die Abende wieder ins Bewusstsein funken, und sie neue Fragen und Ideen in ein baldiges gemeinsames Jetzt projizieren. Sie stehen dir HIER zur freien Verfügung.
Es lebe die Kunst, die Uns meint.
Danke und bis bald im Datenwald, oder dann im Landestheater ;))